2. November 2015

Das Spielfertigmachen einer Geige

In meinem Atelier wird jedes Instrument sorgfältig „spielfertig“ gemacht. Unter diesem Begriff versteht sich, das neue Instrument für das Aufziehen der Saiten vorzubereiten. Dafür braucht es viele einzelne Schritte, die ich hier Stück um Stück für Sie ein kleinwenig hinterleuchten möchte.
Übrigens müssen auch die kleinen Schülerinstrumente perfekt gearbeitet sein, um ein optimales Spielverhalten zu gewährleisten!

Unter dem Begriff Spielfertigmachen fallen diese Arbeitsschritte:

  • Das Einpassen der Wirbel in den Wirbelkasten
  • Das Griffbrett abrichten (auch Griffbrett Abziehen genannt)
  • Den Obersattel formen und Saitenkerben anlegen
  • Einpassen des Stimmstockes im inneren des Geigenkorpusses
  • Steg auf die Geigendecke aufpassen (aufschneiden)
  • Steghöhe / Saitenabstand vom Griffbrett definieren
  • Steg fertigstellen & Klanglich auf das Instrument abstimmen

Auch wenn die Informationen nicht allumfassend sein können, bekommen Sie in den Beiträgen hilfreiche Tipps und Anregungen, die Sie beim auswählen eines Instrumentes beachten können.

Viel Spaß beim lesen

1. November 2015

Stimmstock einpassen

Stimmstock einpassen

Der Stimmstock ist ein kleiner Holzstab, der im Inneren des Geigenkorpus zwischen Decke und Boden geklemmt wird.
Dabei verwendet der Geigenbauer ein speziell geformtes Werkzeug, den sogenannten Stimmsetzer. Mit dessen Hilfe führt er den Stimmstock durch das ff-Loch ins Instrument ein und bringt diesen dann in Postition.

  • Der Stimmstock wird sorgfältig von innen den Wölbungen von Decke und Boden angepasst. Mit einem Inspektionsspiegel (Zahnarztspiegel) wird die Passung geprüft und ggf. mit dem Schnitzmesser die Stimme nachgepasst.
  • Die Position des Stimmstockes ist klangentscheidend!
  • Die Klangeinstellung mit dem Stimmstock:
    • wie fest der Stimmstock zwischen Decke und Boden klemmt
    • Position der Stimme zum rechten Stegfuß
  • Mit dem Stimmstock kann man den Klang der Geige justieren:
    • scharfer oder weicher Klang
    • Ansprache
    • Klangverteilung von der tiefen zur hohen Saite
17. Oktober 2015

Das einpassen der Wirbel

  • Zur Verwendung kommen gut abgelagerte Wirbel aus Ebenholz, Palisander oder Buchsbaum.
    • Frisches Holz ist ungeeignet, da es großem Schwund u. Quellverhalten unterliegt.
      • Wirbelschäfte werden zu schnell unrund
      • Wirbel halten bereits nach kurzer Zeit nicht mehr im Wirbelloch
      • Instrument lässt sich schlecht stimmen
  • Die Wirbelschäfte werden mit einem Wirblespitzer im passendem Konus abgedreht.
    • exakter Durchmesser
    • passender Konus
    • Wirbelschäfte sind absolut rund
  • Das Wirbelloch wird mit einer konischen Reibahle ausgereiben.
    • Loch entspricht dem Konus der Wirbelschäfte
    • Loch ist kreisrund
    • Wirbel stecken fest im Loch
    • Ein bei allen 4 Wirbeln gleichmäßiger Abstand vom Wirbelkopf – Wirbelkasten wird duch entsprechend großes Ausreiben der Löcher eingestellt.
  • Die auf der gegenüberliegenden Seite des Wirbelkastens herausragenden Wirbelschäfte werden gekürzt.
    • Wirbel stehen nicht über
    • Hirnholzenden der Schäfte werden „linsenförmig“ gefeilt, geschliffen & poliert
  • Saitenlöcher werden in die Wirbel gebohrt.
    • Die richtige Position der Löcher stellt sicher, dass genügend (aber auch nicht zu viel) Platz zum Aufwickeln der Saiten vorhanden ist
  • Die Wirbelpflege macht die Wirbel leichtgängig aber doch fest genug, dass diese sich nicht von selbst im Wirbellöch drehen:
    • Die Laufflächen werden so mit Seife & Kreide bearbeitet, dass sich zum einen ein fester Halt, zum anderen ein angenehmes Drehverhalten des Wirbels einstellt.
      • Seife: Ermöglicht das Gleiten des Wirbels
      • Kreide: Gibt dem Wirbel Halt
    • Die richtige Abstimmung von Seife & Kreide ist kein Hexenwerk und der Spieler kann (und sollte) auch selbst beim tauschen einer Saite die Wirbel nachschmieren.